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Mai ist der „Mental Health Awareness Month“

Der Mai ist der fünfte Monat im gregorianischen Kalender, auf der Nordhalbkugel ein Frühlingsmonat, der meist schönes Wetter bringt. Die Katholiken widmen den Monat der Gottesmutter Maria, die internationale Arbeiterbewegung begeht den ersten Mai als Feiertag. Seit 1949 hat der Mai aber noch eine andere, weniger bekannte Bedeutung: Damals wurde er nämlich zum „Mental Health Awareness Month“ erklärt, also zum Gedenkmonat für mentale bzw. psychische Gesundheit. Dahinter stand die gemeinnützige Organisation „Mental Health America“, die schon 1909 von Clifford W. Beers als „National Committee for Mental Hygiene“ gegründet wurde.

Beers litt selbst unter psychischen Erkrankungen und war Opfer von Missbrauch in psychiatrischen Kliniken. Mit seiner Organisation wollte er deshalb Missstände in der psychiatrischen Gesundheitsversorgung aufdecken und über mentale Gesundheit aufklären. Über psychische Erkrankungen sprechen, Aufklärung vorantreiben und gegen Stigmatisierung kämpfen, das sind heute noch wichtige Ziele des „Mental Health Awareness Month“, der seit einigen Jahren auch in Europa immer bekannter wird. Diese Anliegen sind nämlich leider 2023 genauso relevant wie 1949.

Laut den Vereinten Nationen litten im Jahr 2022 geschätzt eine Milliarde Menschen an einer psychischen Erkrankung- das ist jede achte Person. Die häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit sind dabei die Angststörung, an der 301 Millionen Menschen leiden, gefolgt von der Depression mit 280 Millionen Erkrankten und der bipolaren Störung mit ca 40 Millionen Erkrankungen. Zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland zählen ebenfalls die Angststörung und die Depression, jedoch wird in Deutschland der dritte Platz von Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum besetzt 3. Wie aus den Zahlen ersichtlich wird, sind psychische Erkrankungen bei weitem keine Seltenheit. Trotzdem werden psychische Erkrankungen weiterhin tabuisiert . Wer selbst schon mal psychisch krank war, kennt vielleicht die Scham oder die Bedenken, es anderen Menschen zu erzählen. Die Scham, die psychisch kranke Menschen oft empfinden, geht Hand in Hand mit den Mythen über psychische Erkrankungen.

In der Gesellschaft sind zahlreiche Mythen über psychische Erkrankungen fest verankert. Der vielleicht größte Irrtum besteht über die Tragweite des Problems. Viele gehen davon aus, dass psychische Erkrankungen nicht weit verbreitet sind. Auch Betroffene teilen häufig diesen Eindruck und fühlen sich deshalb isoliert. Dabei zeigt eine Studie der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung, dass 43% der erwachsenen Deutschen im Laufe ihres Lebens von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Ein weiteres, für Betroffene fatales Vorurteil: Psychische Erkrankungen seien ein Zeichen von Schwäche, mit der nötigen Willenskraft ließen sie sich ohne Weiteres überwinden. Es ist aber wissenschaftlich belegt, dass es sich bei psychischen Krankheiten um „echte“ Krankheiten handelt, die nichts mit Schwäche zu tun haben und für die es Behandlungsmöglichkeiten gibt, genau wie für körperliche Leiden.

Solche Mythen und Vorurteile führen allerdings dazu, dass psychische Erkrankungen tabuisiert und Betroffene stigmatisiert werden. Sie werden häufig ausgegrenzt, ihre soziale Teilhabe ist eingeschränkt. Da verwundert es nicht, dass viele Menschen sich davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung ist aber essenziell, um die negativen Folgen – eine chronische Erkrankung, Auswirkungen für das Wohlbefinden, den Körper und das soziale Umfeld – so gering wie möglich zu halten.

Es gibt noch einen weiteren Mythos über mental health, mit dem dringend aufgeräumt werden sollte. Psychische Gesundheit ist nicht nur für diejenigen wichtig, die erkrankt sind – alle Menschen können davon profitieren, auf sich selbst zu achten und mögliche Stressfaktoren zu identifizieren. Ein sensibler Umgang mit sich und mit anderen, das wäre ein erster Schritt, den wir alle ausprobieren können, wenn jetzt draußen wieder die Maiglöckchen blühen.

Sollte es euch nicht gut gehen und solltet ihr akuten Redebedarf haben, sind ist die Telefonseelsorge jederzeit unter den folgenden Nummern zu erreichen: der + 49 800 1110111 und + 49 800 1110222.

Autorinnen: Aurelia Scheuring und Xenia Hoff

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