Donald Trump wettert gegen Wokeness, Förderung von Diversität ist scheinbar überall auf dem Rückzug – an der Uni Stuttgart sieht es anders aus
„Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein“ – neben diesem Zitat aus Goethes „Faust“, das eine Wand des gleichnamigen Cafés auf dem Campus Stadtmitte ziert, sitzen an diesem Abend Mitte Mai ungefähr 20 Menschen zusammen. Räume zu schaffen, in denen alle sein dürfen, wie sie sind, und sich wohlfühlen können: Das ist ihr gemeinsames Ziel, daran arbeiten sie hier beim zweiten Treffen des reaktivierten queeren Netzwerks der Universität Stuttgart.
Das erste Treffen fand Anfang April im Café frei[Raum] in Vaihingen statt, erzählen Hiser Sedik und Patrick Barth. Die beiden sind Teil des Managements von SimTech (dem Exzellenzcluster für Simulationswissenschaft), Sedik ist dort Referentin für Diversität und Gleichstellung. Dass Bedarf besteht, sei ihnen durch die Gespräche während der Veranstaltung „Pride in STEM“ (also im naturwissenschaftlich-technischen Bereich) im November 2024 klargeworden.
Eine queere Hochschulgruppe habe es an der Uni Stuttgart bereits seit 2011 gegeben, sie sei aber seit einiger Zeit inaktiv gewesen. Nun soll sie also wieder in Schwung kommen, und die Motivation der versammelten Studierenden, Doktorand*innen und Beschäftigten (ein paar davon aus der Stabsstelle für inklusive Universitätskultur, „uniqUS“) macht Hoffnung. Zunächst muss eine Kommunikationsstrategie her: ein Name, ein Logo und neue Kanäle, um mehr Menschen zu erreichen – insbesondere in der Studierendenschaft, denn bisher werden die Informationen vor allem innerhalb von SimTech und über den Beschäftigtennewsletter verbreitet.
Auch wenn das Netzwerk noch ziemlich am Anfang steht, gibt es schon einige Ideen und konkrete Projekte: Neben den monatlichen Treffen (vermutlich im Wechsel zwischen dem Campus Stadtmitte und Vaihingen) sind Freizeitaktivitäten wie Spieleabende und Ausflüge geplant. Außerdem setzt sich die Gruppe aktuell für geschlechtsneutrale Toiletten auf dem Campus ein und ist in die Planungen für einen „Safe-Space-Raum“ involviert, der allen marginalisierten Menschen offenstehen soll. Wie im letzten Jahr wird auch beim CSD 2025 (am 26. Juli) eine Gruppe der Uni Stuttgart mitlaufen.
Viele weitere Aktionen sind denkbar. Wenn es nach Hiser Sedik und Patrick Barth geht, entwickelt das Netzwerk in Zukunft sowieso eine Eigendynamik und wird zu einer autonomen Struktur. Haltet also Augen und Ohren offen, es gibt sicherlich bald Neuigkeiten von der Gruppe – und vielleicht werdet ihr selbst Teil davon!
Aurelia Scheuring