Das Thema Start-Up ist und bleibt spannend – wem gefällt die Vorstellung nicht, sein eigener Boss zu sein? Doch wie kommt man eigentlich zu seiner eigenen Firma, wie findet man eine Idee, aus der ein Start-Up entstehen kann? Wir haben heute im Interview das preisgekrönte Start-Up hydrop water systems zu Besuch. Das Team, bestehend aus fünf Student*innen der Universität Stuttgart, hat mit seinem Start-Up bereits viele Preise gewonnen. Beim ASAP BW, dem Start-Up Wettbewerb für Hochschulen in Baden-Würrtemberg gewann das Team gleich vier Preise: den Publikumspreis mit 16% der Votes, den Sustainability-Award (500 € Preisgeld), KI-Award (Zugang zum Acceleratorenprogramm der KI Garage in Heidelberg) und den Gesamtsiegerpreis von 1.000€ und den Publikumspreis bei der Digital Demo Night von AWAKE dotiert mit 500€. Dieses erfolgreiche Team haben wir nun im Interview für euch befragt:
Ioanna Valavanis: Wie seid ihr zu eurem Start-Up gekommen? Wie waren eure Anfänge?
Katrin Kreidel: Durch Praktika habe ich Einblicke in unterschiedliche Bereiche bekommen und da wurde mir schnell klar, dass ich mit den Arbeitsweisen nicht ganz so zufrieden war. Daher dachte ich mir dann, warum eigentlich nicht ein eigenes Unternehmen gründen. Vor der Idee habe ich mir zuerst tatsächlich mein Team zusammengestellt. Wir haben uns dann zusammengesetzt und gemeinsam nach Ideen gesucht. In dem Sinne sind wir dann auf die Schlüsselqualifikation „AWAKE – in sechs Wochen zum Start-Up“ aufmerksam geworden. Das ist eine Blockveranstaltung à fünf Stunden, in welcher sehr intensiv gearbeitet wird. Gleichzeitig erhält man so viel relevanten Input, z.B. was ist wichtig bei der Erstellung eines Logos? Wie vermittelt man eigentlich sein Produkt? Wie erstelle ich einen Geschäftsplan? Darüber hinaus geht es auch darum sich von der Konkurrenz abzuheben.
Gibran Khoury: Bei AWAKE ging es jetzt aber nicht nur um die Geschäftsmodellentwicklung, sondern man wird mit sehr vielen unterschiedlichen Aspekten konfrontiert. So geht es darum, sich Gedanken über die Kundengewinnung zu machen und für das eigene Produkt Interesse und Aufmerksamkeit auf dem Markt zu gewinnen. Wir haben uns als Team am Anfang nicht so viele Gedanken gemacht. Daher waren diese sechs Wochen sehr intensiv, aber wir haben im Team sehr viel gelernt. Zudem hat es dem Team an sich sehr geholfen, weil wir alle gezwungen waren uns nun ganz strikt nur um dieses eine Thema, also unser Start-Up, zu kümmern. In dem Zuge haben wir auch schnell herausgefunden wo die Stärken der einzelnen Teammitglieder liegen und haben die Aufgabenbereiche dementsprechend eingeteilt.
Katrin Kreidel: So haben wir unser Team dann dementsprechend aufgeteilt, also dass zwei für die Prototypentwicklung zuständig sind, ein Mitglied für die Finanzen und dann die restlichen zwei für Marketing und das Pitchen der Start-Up-Idee.
Ioanna Valavanis: Wann kann man dann von eurer offiziellen Gründung sprechen?
Gibran Khoury: Puh, offiziell haben wir noch keine Firma, aber seit AWAKE arbeiten wir sehr intensiv an unserer Idee und auf unsere offizielle Gründung zu. Wir waren davor eigentlich nur gute Freunde, aber noch kein offizielles Start-Up. Mit der Anmeldung zu AWAKE hat es dann offiziell begonnen mit der Start-Up Gründung. Ein offizielles Datum haben wir nicht, aber so ab November 2020 hat alles angefangen mit der Gründung von hydrop water systems.
Ioanna Valavanis: Wer gehört alles zu eurem Team?
Katrin Kreidel: Unser Team besteht aus fünf Mitglieder: Moritz Emberger (Luft- und Raumfahrttechnik), Fides Faber (Elektro- und Informationstechnik), Gibran Khoury (Maschinenbau), Katrin Kreidel (Erneuerbare Energien) und Ilya Shairo (Mathematik).
Ioanna Valavanis: Kommen wir aber mal zur wichtigsten Frage. Wie findet man eigentlich eine Idee für die Gründung eines Start-Ups?
Gibran Khoury: Katrin hat es bereits gesagt, wir hatten tatsächlich zuerst das Team zusammen, bevor die Idee da war. Vor AWAKE hatten wir eigentlich noch gar keine konkrete Idee. Wir sind die Sache so angegangen, dass wir eher auf der Suche nach Problemen waren, um uns dann Gedanken zu machen, wie man diese lösen könnte. Normalerweise läuft es bei AWAKE so ab, dass Probleme eingereicht werden, für die dann gevotet werden und so bilden sich dann die Gruppen. Wir sind das Ganze andersherum angegangen. Katrin hatte eine Ideenbox für uns erstellt, in welcher wir Probleme gesammelt haben und solche festhalten konnten, die uns bei der alltäglichen Arbeit aufgefallen sind. Dabei hat sich für uns schnell herauskristallisiert, dass uns als Team das Thema Wasserknappheit und -management interessiert. Konkreter sogar die Frage, wie man zukünftig sparsamer mit der Ressource Wasser umgehen kann.
Katrin Kreidel: In Deutschland ist das Thema Wasser als Ressource noch kein Thema in dem Sinne. Aber es reicht allein, wenn man sich die letzten drei Dürresommer anschaut, welche die Senkung des Grundwasserspiegels verursachen. Das führt dann dazu, dass das Oberflächenwasser sich senkt und im Prozess des Wasserfilterns, eben auch weniger und schlechter gefiltert werden kann. Unsere Idee war daher, eine Art „Stromzähler“ nur für den Wasserverbrauch herzustellen. Also ein Messgerät, welches im Haushalt an die Wasserhähne angeschlossen werden kann. Die Idee haben wir mittlerweile etwas optimiert, da es sehr teuer werden kann abhängig davon wie viele Bäder etc. sich in einem Haushalt befinden. Wir arbeiten deshalb mit künstlicher Intelligenz, genauer gesagt verarbeiten wir die Daten in einem neuronalen Netz und können dann genau aufzeigen, wie viel Wasser wo verbraucht wird. Voraussetzung ist natürlich, dass dem Netz erst einmal beigebracht werden muss, welcher Verbrauch welches Muster aufweist, das Netz muss also zuerst eingelernt werden. Ist dieser Schritt einmal erledigt, hat man eine genaue Übersicht des eigenen Wasserverbrauchs. Uns hat es selbst erstaunt, dass es dafür noch kein Produkt gibt, aber das lässt sich wohl damit erklären, dass Wasser in Deutschland aktuell noch sehr preiswert ist.
Ioanna Valavanis: Welche Tipps habt ihr für Studierende, die ein eigenes Start-Up gründen möchten?
Katrin Kreidel: Man braucht entweder ein sehr gutes Team oder eine sehr gute Idee. Eine Idee ohne Team umzusetzen ist schwierig, weil man viel Zeit darauf verwendet geeignete Mitglieder zu finden. Es ist sehr viel entspannter, wenn man sein Team bereits kennt und in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Man ist sich gegenseitig vertraut, kann ehrlich miteinander reden und klar kommunizieren, wenn es mal zeitlich knapp wird mit dem nächsten Schritt in der Planung.
Gibran Khoury: Ich würde sagen, dass es wichtig ist im Team einen offenen Dialog führen zu können, dass man sich gegenseitig austauschen kann. Das ist es auch, was eine Idee voranbringt. Durchaus kommt es aber auch mal vor, dass durch verschiedene Meinungen Konflikte entstehen, das ist ganz normal. Man lernt aber auch, seinen eigenen Standpunkt mal zu verteidigen und sich durchzusetzen. An sich ist der Austausch das wichtigste, um gemeinsam Lösungen finden zu können. Wir haben in unserem Team eine Teamsatzung als Leitfaden für die Zusammenarbeit aufgesetzt, in der wir z.B. festgehalten haben, wie groß die Mehrheit sein muss, wenn wir über einen Vorschlag X abstimmen.
Ioanna Valavanis: Wie bringt ihr das eigentlich unter einen Hut mit eurem Privatleben, Studium etc.?
Katrin Kreidel: Mir hilft es sehr vor Augen zu halten, wofür ich das mache und dadurch kann ich mich selbst motivieren. Man muss einfach von der Idee und dem Team überzeugt sein, aber auch viel Flexibilität mitbringen. Es kann nämlich durchaus sein, dass mal was nicht optimal funktioniert oder kurzfristig Veranstaltungen reinkommen, an denen man teilnehmen muss: z.B. Vorträge die wichtig sind für das eigene Projekt oder Wettbewerbe, wo man seine Idee pitchen kann.
Gibran Khoury: Wir haben im Team eine Agenda mit Aufgaben, die bis zu einer bestimmten Deadline gemacht werden müssen. Dabei ist es völlig egal, wie und wann jeder Einzelne die bearbeitet, wichtig ist nur, dass sie bis zur Deadline fertig sind. Wir sind zwar alle miteinander befreundet, aber es muss sich schon jeder selbst um seine Aufgaben kümmern, da hilft es der Dynamik in der Gruppe nicht, wenn man sich gegenseitig ständig fragt, ob jemand mit seiner Aufgabe schon fertig ist. Aber ganz wichtig ist es auch einen Ausgleich zu haben, auch wenn hydrop water systems mehr Freude statt Last ist. Da kann es schnell mal passieren, dass der Feierabend zwei Stunden später ist.
Ioanna Valavanis: Vielen Dank für einen sehr spannenden Einblick in euer Start-Up!
Ioanna Valavanis